PETER HAHN | FOTOGRAFIE | FOTOBLUES.NET

about Berlin

Berlin - Stories

Berlin

Berlin ist kreativ, vital, direkt, manchmal Stulle und warten bis es Dunkel ist. Es gab die Errichtung der Mauer und deren Abriss: Wahnsinn. Aber: det Ding is imma noch present in den Köppen und uffm Sportplatz. Fragwürdig der Hang zur eigenen Überschätzung, mitunter obszön die Fahrweise, wunderbar die Leere in den sommerlichen Ferienzeiten...Berlin ist aufgemotzter denn je und doch noch keine Weltstadt, trotzdem perspektivreich. Und unglaublich spießerbekleckert: Ich Rudow, Du Marzahn, nein ich bin richtig in Friedrichshain oder...Alles Sülze. Echtes Biotop und keiner pflegt es.

Äh Verwaltung: Rufen sie morgen an. Berlin ist eine tägliche Entdeckung, vielschichtig, provisorisch, Schlaglöcher en masse, Migrationshintergrund, organisierte Verantwortungslosigkeit, hübsche junge Menschen, und gottseidank: Die Zahl der schlecht Gekleideten nimmt ab. Keine Zeit, aber Leidensfähigkeit auf dem Stadtring. Gruftig im Gehabe, entspannt sitzen im Cafe oder draußen in der Bahnhofswirtschaft in Lichterfelde. Er/Sie kann alles ansprechen - keine Angst mal das Falsche zu sagen.

No go Areas - Touris und Äh-Alter was ist los? Wunderbare alte Industriearchitektur. Gentrifizierung, ein Debakel für die Stadt. Der Däne, der Grieche und der Russe kaufen Häuser was das Zeug hält. Es gibt viele Orte, wo Du wieder alles vergessen kannst: in Ausstellungen im Gropiusbau, in den vielen schönen Parks, am Wasser, beim Shoppen, in Deiner Welt, oder raus mit dem Flieger von TXL. Der Schmelztiegel Berlin ist eine Stadt der Brüche und der Offenheit. Nichts wie hin. Berlin soll aus dem Slawischen kommen und bedeutet Sumpf.

Bestellung einer Currywurst

Bestellung einer Currywurst

Die Bestellung einer "Curry" ist eine ernsthafte Angelegenheit. Generell gilt: Die Bezeichnung Wurst beim Bestellen unbedingt weggelassen. Möglichst unprätentiös soll's sein, authentisch in Form und Knorke, ein Spruch zwischen den Lippen, nicht unbedingt logisch, den Eindruck von Schlagfertikeit vermitteln, und Dankbarkeit zeigen, das man zügig bedient wird. Geht das erfolgreich über die Bühne - dann kann die leicht geräucherte Wurst, mit Majoran gewürzt, in Naturdarm gepreßt, gegart in Bratfett, geschnitten in Stücke, gepudert mit Cayennepfeffer oder edelsüßem Paprika und janz entscheidend, endlich mit Curry aus einer Blechdose eingestaubt werden. Dazu noch Ketchup druff. Mayo und Pommes dürfen nicht fehlen. Alles auf einer handlich dünnen leicht beigefarbenen Pappe. Nach der Bezahlung kann man dieses Wunderwerk sein Eigen nennen...

Das sind die glorreichen Sieben der Berliner Küche: Eisbein, Bulette, Kassler, Schrippe, Döner, Bratwurst, Pizza. Etwas außen vor: Soljanka und Letscho. Grilletta und Broiler gibt's ja nicht mehr. But the winner is: Die unter dem Warenzeichen 721319 im fernen Patentamt München angemeldete Currywurst. Herta Heuwer vom Stutti kreierte sie. Aber ehrlich: Der Burger ist der ungekrönte Champion in der Stadt. Ach ja, nicht zu vergessen: der Döner ist ein Kreuzberger Produkt, der in der Türkei unbekannt war. Durch dessen Erfolg sind ehemals klassische Wurstbuden jetzt zu Dönerbuden geworden. Thaiküchen und Bio-Cafes sind auf der Überholspur. Die Pizza, seit 50 Jahre das konservierte Ferienglück aus Italien, scheint unverwüstlich. Und Überraschung: Eine wachsende Anzahl von Gourmet-Tempeln mit internationalem Niveau. Kaum zu glauben. Und natürlich nicht zu vergessen: Ein Bier, bitte...

REMEMBER BERLINER MAUER - Stories

REMEMBER BERLINER MAUER

Warum ist die Banane krumm? Gründe und Erklärungen gibt's hier bestimmt genug. So auch zum Bau des Monstrums Mauer in einer Stadt mit einer durchaus nicht nur rühmlichen Vergangenheit. Halt dumm gelaufen, könnte man meinen. Trotzdem sei die Frage erlaubt: Warum konnten sich die Moritatenerzähler von "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten" in Erich's zweiter Heimat bis hin "Das tritt meiner Kenntnis...ist das sofort, unverzüglich" so in Szene setzen? War bestimmt nur Weltpolitik-tik-tik. Jedenfalls gegen 18:53 Uhr am 9. November 1989 entwich langsam der Rauch aus dem Lampenparadies.

Ja, so lang war sie: 155 km. Zuerst Stacheldraht, dann Beton und Elektrozäune, garniert mit Wachtürmen. Zynisches Eröffnungsdatum 13. August 1961. Leid, Elend, Schutz und Sperre. Ab 1975 gab es dann noch eine letzte Runderneuerung. 45.000 Stützwandelemente der Marke UL 12.11 der 4. Generation wurden vom Völker-wir-lieben-dich-Regime in der Stadt neu verbaut - stattliche Höhe: 3,60 m. Die Dinger brachten es wie ihre Vorgänger zu Weltruhm, entweder unrühmlich oder als Kunstmauer, zumindestens hatten wir im Westteil eine bessere Sicht auf den Betonschlauch. Sorry.

EXIT DDR

EXIT DDR

Ein Rückblick, wahrscheinlich ungerecht. Die DDR war der legitime Versuch der Sozialisierung der Wirtschaft. But it doesn't work. Bestimmt wegen des großen Bruders, aber auch allein der Tatsache wegen: Es war keine offene, aud Dialog ausgerichtete Gesellschaft, sondern eine spießige Diktatur. Die Menschen haben sich eingerichtet. Beengt und repressiv war der Alltag der Werktätigen. Die Relikte belegen es heute noch. Der Mief einer Mangelgesellschaft war bedrückend. Es roch nach Sagrotan, das Benzin stank. Der Schwarze Kanal war ohne Humor und typisch deutsch.

Als Westsozialisierter war jeder Grenzübertritt eine Schikane durch miesgelaunte Zöllner. In den Versorgungseinrichtungen, sprich Restaurants, herrschte die Diktatur des Dienstleistungsgewerbes. Unangenehm für einem aus dem Westen: Er wurde gegenüber den DDR-Bürgern bevorzugt! Ja, es stimmt: Es gab ein Recht auf einen Arbeitsplatz. Vieles war auch gut und besser als im Westen, so die Kinderbetreuung, bezahlbares Wohnen. Aber es hakte zu oft: Wenig Charme hatte beispielsweise die bis zu 15 Jahre Wartezeit auf einen Trabant.